Nein, von unseren Bewohnenden fährt niemand mehr mit dem Auto, dafür bewegen viele von ihnen sich mit dem Rollator fort. Durch die Gänge des Seniorenheims, im Garten und manchmal sogar auf den holprigen Wegen der Stadt. Wir nehmen Sie mit zum Rollatoren-Training…
Verkehrssicherheit im Seniorenheim
Schon um 8:30 Uhr fährt Frau Birkle vom BRK von der Verkehrswacht Augsburg in unserem Innenhof vor. Um diese Uhrzeit beginnen einige Langschlafende erst mit dem Frühstück. Die wacheren Bewohnenden beobachten interessiert, welche merkwürdigen Gegenstände Frau Birkle nach und nach in unseren Garten schafft. Darunter eine Holzpalette, ein Fußabstreifer und jede Menge Verkehrsleitkegel.
Frau Birkle haben wir auf einer Veranstaltung der Universität Augsburg kennengelernt. Dort suchte sie, wie wir, nach Ehrenamtlichen, die in den Projekten der Verkehrswacht mitwirken möchten. Als wir hörten, dass sie Rollatorentraining anbietet, fanden wir, dass das unbedingt auch in unserem Haus stattfinden soll.
An einem warmen Vormittag im Mai baut Frau Birkle, gemeinsam mit einer ehrenamtlichen Studentin, einen großen Parcour in unserem Garten auf. In dem Aufenthaltsraum, der vormittags eigentlich für die Gymnastik genutzt wird, steht die große Holzpalette. Tische werden zur Seite geschoben, eine Art Stuhlkreis entsteht. Es spricht sich im Haus herum, dass da etwas Ungewöhnliches vor sich geht und so sammeln sich mehr und mehr Bewohnende. Am Ende sind es ganze 19 Teilnehmende. Mit einer so großen Gruppe hatten weder wir, noch Frau Birkle gerechnet. Mit tatkräftiger Unterstützung durch die Soziale Betreuung und unsere Pflegedienstleitung Frau Vollmer geliengt dennoch ein strukturierter Ablauf.
Und so rollen unsere Bewohnenden über Fußabstreifer und Kunstrasen. Sie lernen, wie man sicher aufsteht und ohne Gefahr um die Kurve fährt. Während die Bewohnenden die einzelnen Stationen durchlaufen, wirft Frau Birkle ihr fachkundiges Auge auf die Verkehrstüchtigkeit jedes einzelnen Rollators. Funktionieren die Bremsen? Ist er auf die richtige Höhe eingestellt? Sie berät über die richtige Anwendung – und glauben sie uns, da gibt es eine Menge zu beachten.
Die größte Herausforderung ist für die meisten der Abstieg von der Palette zum Boden. Eine unserer Bewohnerinen strahlt, nachdem sie den Übergang gemeistert hat.
Ich hätte niemals gedacht,dass ich so etwas noch schaffe, sagt sie. Wir sind stolz auf unsere mutigen Bewohnenden, die sich, trotz ihrer Einschränkungen und dem fortgeschrittenen Alter noch einmal in das Thema Verkehrssicherheit wagen.
Besonders dankbar sind wir Frau Birkle und ihrer Unterstützerin, die uns fachkundig anleiteten und einen so kurzweiligen Vormittag gestalteten. Das Rollatorentraining ist ein wichtiger Bestandteil der Sturzprophylaxe und könnten wir Sterne an Frau Birkle und ihr Team vergeben, dann wären es 5 von 5 Sternen.