"Das Ehrenamt erweitert meinen Horizont!" - Frau Stadel-Hahn im Interview
Newsletter-Redaktion: Liebe Frau Stadel-Hahn, Sie sind seit wie vielen Jahren im Frauenhaus Kaufbeuren ehrenamtlich tätig? Was waren Ihre Beweggründe für das Ehrenamt?
Stadel-Hahn: Kurz nach der Eröffnung des Frauenhauses schon – also vor 27 Jahren – bin ich zum Frauenhaus gestoßen. Es waren ganz profane Gründe. Anfangs. Ich war neu in Kaufbeuren, wollte meinem Hausfrauen-Dasein entfliehen und war persönlich mit der damaligen Leiterin bekannt.
Newsletter-Redaktion: Was motiviert Sie zum Ehrenamt?
Stadel-Hahn: Generell ist ehrenamtliche Arbeit mit Menschlichkeit verbunden. Es ist eine natürliche Empfindung von uns Menschen, helfend tätig zu sein und dafür viel Dankbarkeit und Zuwendung zu bekommen. Sozialpädagogisch ausgedrückt „selbstwirksam“ (lacht). Tatsächlich tauchen immer wieder Sozialpädagoginnen im Kreis der Ehrenamtlichen auf.
Bei der Erwerbsarbeit geht es in erster Linie um die Sicherung des Lebensunterhaltes.
Bei der ehrenamtlichen Arbeit kann ich mir meinen Neigungen gemäß einen Bereich aussuchen, der mir entspricht.
Newsletter-Redaktion: Was bringt es, wenn Menschen sich ehrenamtlich engagieren?
Stadel-Hahn:
- Eine Erweiterung des Horizontes! Als ich bei gewaltlos.de war, war ich schockiert, was es alles gab. All die jungen Frauen, die so schreckliche Erlebnisse hinter sich hatten, die ich in meiner naiven, heilen Welt gar nicht vorstellen kann, brachten meine Welt schon ein bisschen zum Wanken.
- Steiegrung der eigenen Zufriedenheit
- Etwas Sinnvolles machen und gebraucht werden
- Neue Leute kennenlernen
Newsletter-Redaktion: Welches Schicksal im Frauenhaus hat Sie am meisten bewegt?
Stadel-Hahn: Gute Frage! Schon hundert mal dachte ich: „So schlimm, das gibts doch nicht, unglaublich. Sowas Schlimmes habe ich noch nie erlebt.“ Und kurze Zeit später gab es noch Schlimmeres. Den menschlichen Abgründen sind keine Grenzen gesetzt. Es ist unvorstellbar.
Newsletter-Redaktion: Nach welchen Werten leben und handeln Sie?
Stadel-Hahn: Menschlichkeit. Empathie. Früher mehr, heute weniger.
Newsletter-Redaktion: Vielen Dank für das Interview und Ihr Engagment!