Auf 25 Jahre Bischöflicher Hilfsfond „Pro Vita“ wurde bei einem Gottesdienst und Festakt im Haus Sankt Ulrich zurückgeblickt.
Lobbyarbeit für das Leben
Junge Frauen und Familien, die durch die Geburt eines Kindes in finanzielle Not geraten, können seit 25 Jahren auf unbürokratische Unterstützung durch den Bischöflichen Hilfsfonds „Pro Vita“ zählen. Über sechs Millionen Euro konnten seit Bestehen an Unterstützungsgeldern ausgehändigt werden. An sechs Beratungsstellen gibt es zudem Hilfe für Fragen rund um Schwangerschaft, Familie und Partnerschaft. Bei einem Dankgottesdienst und einer anschließenden Feierstunde zum Jubiläum wurde an diesem Donnerstag im Haus Sankt Ulrich auf das lange und erfolgreiche Wirken der Stiftung zurückgeblickt.
Auf 25 Jahre Bischöflicher Hilfsfond „Pro Vita“ wurde bei einem Gottesdienst und Festakt im Haus Sankt Ulrich zurückgeblickt. Dabei blieb auch Zeit für gegenseitigen Austausch. (Fotos: Maria Rösch / pba).
„Wer für ungeborenes Leben eintritt, muss zum Anwalt derer werden, denen dieses Leben anvertraut ist. Hier ist unbürokratische Hilfe gefragt. Aus diesem Grund hat mein geschätzter Vorgänger Bischof Viktor Josef Dammertz den Bischöflichen Hilfsfonds 1999 ins Leben gerufen“, blickte Bischof Dr. Bertram Meier bei einem Grußwort im Rahmen der Feierstunde auf die Anfänge der Stiftung sowie der damit eng verbundenen „Katholischen Beratung für Schwangere und junge Familien“ des Sozialdienstes Katholischer Frauen (SkF) zurück. Wenn Eltern und junge Familie, durch die Ankunft neuen Lebens herausgefordert oder vielleicht sogar überfordert seien, brauche es Orte, an denen das Herz ausgeschüttet werden dürfe und Optionen für das Leben aufgezeigt würden, wandte sich Bischof Bertram dankend an alle Beraterinnen und Engagierten in den Beratungsstellen des SkF.
„Wo wir als Christinnen und Christen in solchen Situationen den ‚Rücken stärken‘ und ‚Luft verschaffen‘ können, da sollten wir es bedingungslos tun. Es darf nicht sein, dass Frauen und Familien mit ihren existentiellen Fragen, ihren drängenden Entscheidungssituationen alleingelassen werden; oder gar Leben beendet wird, weil es an einem gemeinschaftlichen Netzwerk oder finanziellen Mitteln fehlt.“ Hier setze die Beratung des SKF sowie die Bei- und Soforthilfe des Hilfsfonds an, betonte Bischof Bertram.
Mit einem herzlichen Vergelt’s Gott richtete er sich an alle, „die pro Vita“ sind“ und bezeichnete ihr Wirken als Lobbyarbeit für das Leben: „Danke, dass Sie den Frauen und ihren Familien ein offenes Ohr schenken und Perspektiven entwickeln, dass Sie mit Ihrer Arbeit in den verschiedenen Gremien des Hilfsfonds oder des SkF Strukturen für konkrete Hilfe schaffen, dass Sie mit Ihren Spenden finanzielle Starthilfe gewähren!“
Bereits im Gottesdienst, der im Vorfeld des Festakts gefeiert wurde, lobte auch Generalvikar Dr. Wolfgang Hacker das engagierte Eintreten der Beraterinnen. Er lud sie dabei zu einer Haltung der nackten Füße ein. „Wenn sich ein Kind ankündigt, stellt sich bei den werdenden Eltern meist Freude und gleichzeitig ein Schuss Sorge zur Zukunft des Kindes ein.“ Manche spürten auch eine gewaltige Herausforderung in ökonomischer Hinsicht. Gerade an dieser Stelle brauche es Menschen, die mit beiden Beinen auf dem Boden der Realität stünden, die erkennen und bereit seien zu helfen und zu unterstützen. „Für diese Sensibilität der nackten Füße sage ich Ihnen ein herzliches Vergelt’s Gott“, betonte Generalvikar Dr. Wolfang Hacker gegenüber den Beraterinnen.
Auch Heidelinde Hentschke, Vorständin des Bischöflichen Hilfsfonds Pro Vita sowie Beauftragte für den SkF und Fachbereich Schwangerenberatung, zeigte sich bei der Feierstunde dankbar für das engagierte Tun aller Beteiligten und das langjährige erfolgreiche Wirken der Stiftung: „Seit einem Vierteljahrhundert werden Frauen, egal welcher Religion und Herkunft, die durch die Schwangerschaft oder die Geburt eines Kindes in finanzielle Not geraten, unterstützt: Die Schwangerschaftskleidung, die ersten Strampler, das Kinderbett, alles das kann durch den Hilfsfonds finanziert werden.“ Pro Vita sei für die Klientinnen wie ein Atem holen. „Wir verschaffen den Klientinnen ein bisschen Luft, eine kurze Pause, um den nächsten Schritt gehen zu können. Ich bin dankbar, dass durch die Spendenbereitschaft und die verantwortungsvolle Unterstützung des Bistums so ein ‚Atem holen‘ möglich wird. Für mich ist diese Arbeit die konkrete Fortschreibung des Evangeliums und gelebte Nachfolge Jesu“, sagte Hentschke. Gleichzeit schlug sie aber auch nachdenkliche Töne an. „Seit 25 Jahren ist dieser Hilfsfonds ‚not-wendig‘ und ich sehe nicht, dass sich das in nächster Zeit ändern wird. Immer noch sind Kinder ein Armutsrisiko und die Entscheidung, ein Kind zu bekommen unter Umständen der Weg in den sozialen und gesellschaftlichen Abstieg. Dass Frauen und Familien überhaupt in die Lage kommen auf Hilfsgelder angewiesen zu sein, ist ein Sachverhalt, an den wir uns nicht gewöhnen dürfen!“ Besonderen Dank für ihr Engagement richtete sie schließlich an die Mitglieder des Kuratoriums und des Bewilligungsausschusses, die Vertreterinnen des SkF sowie alle Spenderinnen und Spender.
Nach Vorlesen der Ansprache, die Bischof Viktor Josef Dammertz zur Gründung des Hilfsfonds im Jahr 1999 vor Medienvertretern verlesen hatte, sowie weiteren Zeitzeugnissen, kamen auch Beraterinnen des SkF zu Wort. In kurzen Statements gaben sie Einblicke in die Lebenswirklichkeit ihrer Klientinnen.
Bischöflicher Hilfsfonds Pro Vita
Die Stiftung, „Bischöflicher Hilfsfonds Pro Vita“ wurde auf Initiative des damaligen Bischofs von Augsburg, Dr. Viktor Josef Dammertz OSB, im Jahr 1999 gegründet. Im damaligen Ringen um die richtige Form der kirchlichen Schwangerenberatung war es Ziel der Stiftung, schwangere Frauen in schwierigen Bedingungen oder Notsituationen beizustehen und mit konkreten Hilfestellungen zu unterstützen.
Mittlerweile können jährlich 220.000 Euro an Mütter und Familien ausgereicht werden, die im Gebiet des Bistums Augsburg wohnen und durch Schwangerschaft und Geburt eines Kindes in materielle Not geraten. Diese jährliche Vergabesumme setzt sich zusammen aus Spenden, Kirchensteuermitteln und Erträgen der Stiftung.
Insgesamt konnten in den vergangenen 25 Jahren fast 6,5 Millionen Euro an Unterstützungsgeldern ausgereicht werden. Bis zum 31.12.2023 wurden mehr als 13.000 Beihilfeanträge an Pro Vitabewilligt; dazu kamen über 5.000 Soforthilfen, durch die in extremen Notfällen direkt mit Bargeld die schlimmsten Nöte gelindert werden konnten. So wurden insgesamt viele Tausend Mütter, Kinder und Familien in schwierigen Situationen wirksam unterstützt. Auch über die finanzielle Hilfe hinaus konnten zahlreiche Frauen und Paare an den sechs Schwangerenberatungsstellen im Bistum Augsburg Rat und Unterstützung für Fragen rund um Schwangerschaft, Familie und Partnerschaft finden.